Dieser Beitrag ist Teil unseres Reiseberichts 12 Tage Ligurien & Toskana

Von Serpentinen und Schlaglöchern

Auf der Suche nach Wandermöglichkeiten in der Toskana stößt Katha auf die Apuanischen Alpen. Eigentlich ein Wunder, dass wir bisher noch nichts davon gehört haben und sie auch sonst allenfalls zu den eher unbekannten Geheimtipps zählen. Schon aus der Ferne sieht das Bergpanorama fantastisch aus und das Meer ist immer noch in greifbarer Nähe. Über Komoot suchen wir uns insgesamt zwei Wanderungen raus. Die erste starten wir von unserem Nachtlager auf einem öffentlichen Parkplatz zwischen La Spezia und Massa. Wieder geht die Fahrt die Serpentinen hinauf. Die Straßen wären definitiv nichts für deutsche Fahranfänger 😅 Je näher wir dem Marmorsteinbruch Foce di Pianza kommen, desto größer werden die Schlaglöcher. Aber die Aussicht entschädigt den beschwerlichen Weg. Auf der einen Seite das türkisfarbenen Meer und auf der anderen Seite ein Berggipfel nach dem anderen. Wir freuen uns auf die Wanderung auf den Gipfel des Monte Sagro, im nördlichen Verbreitungsgebiet der Alpi Apuane.

 

Marmorstein und Waden bricht

Am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen sind wir sprachlos. Wir gucken auf einen gewaltigen der  Carrara Marmorsteinbrüche. Wir sehen so etwas zum ersten Mal. Vergesst Garzweiler oder Hambacher Forst. Marmorblöcke soweit das Auge reicht. Die schweren Arbeitsfahrzeuge sehen daneben aus wie Spielzeugautos. Ein wenig erinnert es an Asterix bei Cleopatra. Wir haben auf jedenfall richtig Bock auf die Wanderung. Die Sonne knallt ordentlich, also packen wir vier Liter Wasser, ein paar Snacks ein und sparen auch nicht mit Sonnencreme. Es geht los über Steine, Felsbrocken und recht unebenes Gelände. Kathas Idee, die „nur“ knapp dreistündige Wanderung mit Turnschuhen zu machen, lässt uns schnell schmunzeln und wir freuen uns über unser gutes Schuhwerk. 

 

Das ist ja der Gipfel!

Der erste Teil des Weges ist gleichzeitig Teil des geplanten Rückweges. An der Gabelung finden wir den von Komoot angezeigten Weg nicht und entschließen uns die Runde in entgegengesetzter Richtung zu laufen. Wird schon klappen. Die Landschaft ist karg aber gleichzeitig imposant. Wir sind nahezu alleine unterwegs. Irgendwann lassen wir den Steinbruch hinter uns und sind umgeben von Bergen. Eine unglaubliche Stille umgibt uns und wir genießen trotz aller Anstrengung die Natur. Genug Zeit dafür haben wir, schließlich müssen wir gefühlt alle 50 Meter verschnaufen 😂

Irgendwann ist der Gipfel in Sicht und Christoph gibt nochmal richtig Gas. Er und Baci sind als erstes oben. Direkt neben dem Gipfelkreuz bereitet gerade ein italienisches Wanderpaar eine ausgiebige Mittagspause vor. Sehr zum Leidwesen von Christoph, der sich den ganzen Weg schon auf den ersten Drohnenflug auf einem echten Gipfel freut. Selbstverständlich aber ohne Zaungäste, die die Bilder ruinieren. Also machen wir zunächst kurz Pause und genießen die Aussicht. Als wir aber weiter unten eine große Wandergruppe entdecken, die sich bedrohlich dem Gipfel nähert, hält es Christoph nicht mehr aus. Also zack die Drohne ausgepackt und los gehts. So zumindest der Plan. Denn die Drohne macht erstmal genau: Nichts. Christoph versucht alles mögliche. An. Aus. Neustart. Rebooten. Connecten. Disconnecten. So hört es sich jedenfalls für Katha an. Sie rennt wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen ihm und dem Blick auf die sich nähernde Wandertruppe hin und her. Christoph, der von Minute zu Minute merklich nervöser und genervter ist, hat schließlich eine Vermutung. Der Speicherplatz des Handys ist voll und so kann die Drohne zwar fliegen aber keine Bilder übertragen. Also löscht er hektisch und wahllos irgendwelche Apps von seinem Handy und schon startet die Drohne wie gewohnt. Gott sei Dank! Zeitgleich jetzt macht sich auch das italienische Paar an den Abstieg und Christoph kann die nächsten 20 min. tolle Aufnahmen machen. Katha und Baci schnaufen durch. Der Tag ist gerettet. 

Immer der (Hunde)nase nach

Pünktlich mit der Ankunft der Wandergruppe, ein Haufen lauter italienischer Teeniejungs, machen auch wir uns an den Abstieg. Zwischendurch verlieren wir den markierten Weg, aber Christoph und Baci klettern zügig weiter, so dass Katha dann doch das Handy wegsteckt und hinterherflitzt. So gut es geht jedenfalls 😉 Diesmal rutscht sie auch nur einmal aus. Insgesamt dauert die Tour knapp 4 Stunden. – davon etwas mehr als eine Stunde für den Rückweg. 420 Höhenmeter klingen erstmal nicht viel, haben es aber in sich. Oberschenkel und Waden brennen. Kaputt, aber glücklich wie eigentlich immer nach anstrengenden Wanderungen kommen wir beim Knubbi an. Der Schuhwechsel und die kalte Cola sind herrlich und nach einer Weile verlassen wir den Steinbruch. Morgen wollen wir noch einen drauf setzten. 920 Höhenmeter, 6 Stunden Dauer und Kathas Traum einen Bergkamm entlang zu wandern erfüllen. Mal sehen wie das klappt.

 

Und manchmal kommt es anders als man denkt

Erst ein paar Tage später suchen wir uns wieder über Komoot eine Wanderung am Fuße der Apuanischen Alpen raus. Wir stehen mittlerweile bei Francesca auf dem wunderschönen Agri Campingplatz La Cantina del Vino Barga. Einfach, klein aber wunderschön. Und nicht nur die vor Ort angebotene Weinprobe können wir definitiv empfehlen. Hier lernen wir auch Elke und Hubi mit ihrem Chillmo kennen. Ein Begegnung der besonderen Art, die uns nicht nur zwei wunderschöne „babbelige“ (wie sie es sagen würden) Weinabende beschert. 
Da Kathas Rücken etwas rumzickt und Christophs Fuß nicht ganz fit ist, muss der Bergkamm leider noch warten. Wir sind einfach keine 20 mehr 😀 Wir starten 45 min. von Barga entfernt eine kleine ca. 1,5 stündige Tour. Einmal rauf auf den im Westen der Alpi Apuane gelegenen Monte Palodina, der mit seinen 1171 Metern zwar kein Riese ist, und wieder runter. Die 260 Höhenmeter sind für heute mehr als ausreichend. Anders als bei der ersten Wanderung bleibt die Landschaft nicht karg, sondern wird mit jedem Höhenmeter grüner und abwechslungsreicher. Es müssen also nicht immer 1000+ Höhenmeter sein, um zu begeistern. Wir begegnen auf dieser Wanderung keiner Menschenseele. Die Ruhe und tolle Aussicht vom Gipfel haben wir für uns alleine. Diesmal macht die Drohne auch sofort das, was Christoph will.
 
Insgesamt gibt es in den Apuanischen Alpen unzählige Wanderwege, die alle gut ausgewiesen sind. Es lohnt sich unserer Ansicht nach mutig zu sein und auch mal geplante Wege zu verlassen. Nehmt Abkürzungen, dehnt die Wanderung aus oder verbindet verschiedene Wege miteinander. Die Alpi Apuane sind definitiv empfehlenswert.

 

Weitere Eindrücke

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