Schottland Part IV – Die NC 500 von Ullapool bis Lochcarron

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Von leerem Tank zum stillen Örtchen

Am nächsten Morgen scheint seit langem mal wieder die Sonne. Wir genießen es sehr uns lassen uns entsprechend mehr Zeit mit Frühstück und Zusammenpacken. Unser Plan für heute: die Passstraße von Applecross. Die verspricht eine spektakuläre Aussicht und aufregendes Fahren auf den sogenannten Single Track Roads. Auf dem Weg dorthin machen wir einen kleinen Spaziergang beim Corrieshalloch Gorge. Wasserfall, Hängebrücke und Farn-Urwald. Alles dabei. Dann wird’s zum ersten Mal etwas haarig 😀 Der Tank ist fast leer und weit und breit keine Tankstelle in Sicht und kaum Netz für Google Maps. Ganz nach dem Motto „Mut zur Lücke“ und „das passt schon“ fährt Christoph zielstrebig weiter und nicht zurück zur bereits passierten Tankstelle. Und tatsächlich, bei der Kinlochewe Service Station werden wir fündig. Tank voll, Schokoriegel (Christoph befindet den Doubledecker von Cadbury übrigens für sensationell 😉 ) für zwischendurch und ein sehr hübscher Toilettenbesuch – im wahrsten Sinne des Wortes.

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Der Schock

In Shieldaig startet die Küstenstraße nach Applecross. Und sie hält was sie verspricht. Die einspurige Straße schlängelt sich die Küste hoch und wieder runter. Schnell fahren ist hier nicht, immer wieder halten wir in sogenannten Passing places um andere Fahrzeuge vorbeizulassen. Die Aussicht und die Landschaft sind herrlich. Schon bald halten wir auf einem Hügel, machen Fotos und blödeln anschließend etwas herum. Wir steigen vergnügt ein und fahren wieder weiter.

Und dann der Schock! Kurz vor Applecross wollen wir am Applecross Sands Strand nochmal halten und Bilder machen. Aber die Kameratasche ist nicht da. Das ganze Auto wird durchwühlt. Nichts. Schnell ist uns klar: wir haben sie beim letzten Stop vergessen, oder sie ist uns geklaut worden. Kamera, Drohne, Akkus, einfach alles – weg. Christoph ist fertig mit den Nerven und fährt wie ein Verrückter den gesamten Weg zurück bis kurz vor Kenmore – im normalen Tempo eine ca. halbstündige Fahrt. Aber die Tasche ist nicht mehr da. Wir fragen andere Touristen, basteln ein Schild für die Windschutzscheibe „found camera, please give a sign“, kleben ein weiteres Schild an einen Mast bei der Fundstelle, rufen nahegelegene Hotels an und fahren Shops in der Umgebung an. Nichts.

Völlig niedergeschlagen kommen wir schließlich in Applecross an und entschließen uns die Nacht auf dem dortigen Campingplatz zu verbringen.

 

Polizeiarbeit mal anders

Der nächste Tag startet passend zu unserer Stimmung: Regen und dicker Nebel. Katha ruft nochmal in einem weiteren Hotel an. Es wurde nichts abgegeben, aber die nette Dame notiert sich unseren Namen und Nummer und rennt sogar kurz zum Shop nebenan und fragt dort nach. Unfassbar wie nett und mitfühlend alle Menschen sind.

Der Bealach na Bà, das Herzstück des Passes, ist für uns eine Enttäuschung. Es ist so nebelig, dass man kaum die Hand vor Augen sehen kann. Oben am Viewpoint angekommen warten wir bestimmt 20 Minuten, aber das Wetter will nicht besser werden und so fahren wir weiter. Kann es eigentlich noch beschissener werden? Unten im Tal ist die Sicht zwar etwas besser, aber immer noch kalt und nass.

Wir machen uns auf den Weg nach Lochcarron. Dort wollen wir zur Polizei, Anzeige gegen Unbekannt aufgeben. Online haben wir bereits Meldung über den Verlust gemacht. Die Polizeistation entpuppt sich spannender Weise als eine Art privates Haus. Auf unser Klingeln reagiert zunächst niemand. Irgendwann macht ein Mann in Jogginghose und T-Shirt auf. Das Gespräch dauert nur kurz: es wurde nichts abgegeben, er kann nichts machen, wir sollen online Anzeige erstatten. Nicht sehr aufbauend. Ausschließlich die Tatsache, dass der Polizist schon wusste wer wir sind und was wir suchen, lässt uns kurz lächeln. Die nette Dame aus dem Applecross Inn, mit der Katha am Tag zuvor telefoniert hat, hat ihn bereits informiert.

Schweren Herzens entscheiden wir uns zur Isle of Skye zu fahren.

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