Die MS Norröna

Wer mit der Fähre nach Island möchte und keine Kreuzfahrt dorthin plant, dem eröffnen sich nicht viele Möglichkeiten. Ausschließlich die Fähre Norröna bietet einen ganzjährigen Verkehr zwischen Dänemark und den Färöern an und eben auch nach Island. Die Norröna ist die Nordatlantik-Fähre der Färöischen Reederei Smyril Line. Vom europäischen Festland aus erfolgt die Abfahrt vom dänischen Hafen Hirtshals. Die Route führt über Tórshavn auf den Färöer-Inseln nach Seyðisfjörður in Ost-Island. Die Überfahrt nach Island dauert ca. 2 Tage, allerdings gibt es unterwegs einen planmäßigen Stop in Tórshavn auf den Färöer Inseln. 

Warum fliegt ihr denn nicht? 

Das ist wohl die uns am häufigsten gestellte Frage. Unsere erste Idee war es zugegebener Maßen auch, nach Island zu fliegen. Zumal sich der Preis für die Fähre für uns zunächst extrem hoch anfühlt. Doch den sehr moderaten Preisen für die Flüge stehen die wirklich extrem hohen Mietpreise selbst für kleine und einfache Camper entgegen. Ab einer Mietdauer von ungefähr 10 Tagen lohnt es sich demnach finanziell, den eigenen Camper mitzunehmen und mit der Fähre nach Island zu fahren. Hinzu kommt der nicht zu unterschätzende Vorteil, auf diese Weise wesentlich mehr Equipment mitnehmen zu können. Und so kommen wir ziemlich schnell zu dem Entschluss, dass wir es mit der Norröna wagen. Zusätzlich bietet sich so die Möglichkeit, auf der Hin- oder Rückfahrt einen Zwischenstopp auf den Faröer Inseln einzulegen. Also nochmal in den Kalender geschaut, kurz überlegt und entschieden: Auf dem Rückweg geht für uns noch für sieben Tage auf die Färöer Inseln. 

Die Buchung

Wir buchen unser Ticket über die Smyril Line Webseite. Wir finden sie nicht ganz so übersichtlich und müssen uns ein bisschen hin und her klicken. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wissen, wann es losgehen soll, welche Angaben zum Auto benötigt werden und wie wir den Zwischenstopp auf den Färöer Inseln einbauen. Auf alle Fälle solltet ihr hier ein paar Optionen durchspielen und auch bei den Reisezeiten ein wenig variieren, sollte man die entsprechende Flexibilität haben. Die Preise unterscheiden sich hier teils stark. 

Geschlafen wird nur im Bett

Was wir auch nicht wissen, aber eigentlich klar sein müsste: man MUSS eine Kabine buchen. Und hier kommt die nächste Herausforderung. Man kann zwischen 2er, 3er, 4er und 6er Kabinen wählen – jeweils mit oder ohne Fenster. Die 2er Kabinen gibt es mit Einzel- oder Doppelbett. Die Vorstellung, zwei Nächte in einem fahrenden Dorm zu verbringen finden wir nicht so berauschend, zumal die Fotos eine ordentliche Portion Platzangst versprechen. 😀 Wir stellen fest, dass der Preis für eine 3er oder 4er Kabine nicht sooo viel teurer ist, als zwei Schlafplätze in der Mehrbett-Kabine. Also buchen wir für die Hinfahrt eine 4er und die Rückfahrt eine 3er Kabine – bedingt durch die Verfügbarkeit.

Kurz nach der Buchung kommen Katha dann Zweifel. Kann es womöglich sein, dass wir nicht alleine in der 4er bzw. 3er Kabine schlafen? Nehmen wir so nicht benötigten Platz weg? Oder haben wir alles falsch verstanden und stoßen auf 1-2 Mitfahrer bei Einzug in die Kabine? Ihr merkt, wir haben keine Fähr-Fahrt-Erfahrung 😉 Ein Anruf bei der Smyril-Line Infohotline gibt dann Klarheit. Wir haben die Kabinen für uns allein und ja, es ist in gewisser Weise verschenkter Platz, der allerdings zumindest grob mit eingeplant ist.

„Bevor Sie die Buchung abschließen…“

Kurz vor Abschluss der Buchung werden wir noch aufgefordert unsere Mahlzeiten in den drei verschiedenen Restaurants an Bord zu buchen. Frühstück, Mittagessen und Abendessen sind möglich. Geworben wird mit einem günstigeren Preis als bei Bezahlung auf der Fähre. Dazu aber später mehr, es sei nur schon erwähnt, dass wir erstmal nichts buchen und später auch vergessen 😉

Auto ist nicht gleich Auto

Wichtig zu erwähnen ist auch noch, dass die Smyril Line, wie viele andere Fähren auch, verschiedene Preiskategorien für die Autos hat. Es wird nach Höhe und Länge eingestuft. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es hier nicht primär um den Platz, sondern vor allem ums Geldverdienen geht. Bereits ab einer Höhe von 1,90m zahlt man hier bereits einen Aufpreis, der sich echt gewaschen hat. In unserem Fall (ein VW T5) zahlt man für ein paar Zentimeter mal eben 800€ (!!) mehr. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Kulanz weniger als 10cm sind und es tatsächlich drei unterschiedlich hohe Parkdecks gibt (die dritte Kategorie startet ab 2,50m Höhe). Ob man hier mutig sein und auf Kulanz hoffen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber bei konkreten Fragen hierzu, seid ihr herzlich eingeladen Kontakt zu uns aufzunehmen 😉

Easy Check-in

Wie per E-Mail gefordert, sind wir ca. zwei Stunden vor Abfahrt in Hirtshals am Hafen. Mit uns viele andere Reisende, aber das Gelände des Hafens ist groß und die Wartezeit hält sich in Grenzen. Zunächst werden unsere Reisedokumente gecheckt. Das geht schnell und unkompliziert. Am Check-in Schalter geben wir unsere Buchungsnummer an und erhalten daraufhin einen Aufhänger für den Rückspiegel, auf der die gebuchte Höhenkategorie angegeben ist. Anschließend werden wir in eine der vielen Warte-Lanes geschickt. 

Das Boarding

Wir müssen nur kurz warten, dann geht’s auch schon in den Bauch der Norröna. Im Rückspiegel können wir noch kurz sehen, dass ein Auto mit Dachgepäckträger von einem Mitarbeiter mit Messlatte überprüft wird. Von der im Internet und in Foren gelesenen digitalen Höhenmessung können wir bei unserer Reise nichts feststellen. Ganz unten in der Norröna stehen LKWs und andere große Fracht dicht an dicht. Wir werden in die erste Ebene gewunken und freuen uns über die Deckenhöhe dort 😉 Womos, Campervans in verschiedenen Größen und Motorräder werden auf den Millimeter genau eingewiesen. Hier wird wirklich kein Millimeter verschenkt. Unser Glück währt aber nicht lange, denn der nette Mann in orangener Weste winkt uns weiter. Es geht einmal scharf rechts um die Kurve.

Unser Albtraum

Und dann sehen wir sie: die „Car Ramp“. Wir müssen also noch eine Ebene nach oben und die hat es in sich. Die losen Bodenplatten machen ganz schön Lärm und der einweisende Mitarbeiter macht irgendwie nicht den Eindruck, als ob er sich groß für evtl. Schäden am Autodach interessieren würde. Katha macht lieber die Augen zu, Christoph steuert Knubbi langsam und tapfer eine gefühlte Ewigkeit dem Einweiser hinterher. Dann ist es geschafft, die finale Parkposition ist erreicht. Puh! Einmal tief durchatmen, Schweißtropfen wegwischen. Vorsichtig steigen wir aus und checken den Abstand zwischen Autodach und Decke. Joah… ganz schön knapp. Mehr als 10cm sind es definitiv nicht. Mit pochendem Herzen aber etwas erleichtert, packen wir unsere Rucksäcke mit Klamotten und Proviant für die nächsten zwei Tage.

Später wird uns klar, dass die Car Ramp ausschließlich für Fahrzeuge genutzt wird, die nach Island oder Hirtshals durchfahren. Denn unter dieser parken noch weitere Autos, so dass ein Herablassen der Rampe beim Zwischenstopp nicht vorgesehen ist. Auf der Rückfahrt bleibt uns dieses Abenteuer dadurch erspart und wir dürfen zwischen den größeren Vans und Wohnmobilen parken.

Unser Zuhause für die nächsten 2 Tage: Knurrhani

An Bord angekommen, müssen wir noch ein wenig warten. Die Kabinen sind noch nicht bezugsfertig. Also inspizieren wir das Schiff und beobachten an Deck den restlichen Check-in-Trubel. Die Kabinen tragen je nach Etage die Namen von Vögeln oder Fischen. Wir dürfen im Knurrhani nächtigen. Name passt! Hier erwarten uns zwei schmale ausgeklappte Betten, ein kleiner Schreibtisch, ein sehr schmaler doppeltürmiger Kleiderschrank und ein TV. Ein kleines Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken runden das Angebot ab 😉 Zudem ist alles wirklich sauber, Bettwäsche und Handtücher sind inklusive und im Bad befindet sich sogar ein Fön – passt. Auch die anderen Kabinen-Kategorien haben anscheinend außer einem anderen Bett und ggf. einem Fenster nicht wirklich mehr zu bieten. Das sehen wir, als wir durch die ein oder andere offene Türen spinksen. 

Things to do

Insgesamt ist die Norröna ansprechend gestaltet. Die Rezeption auf Deck 5 ist 24/7 besetzt. Es gibt ein Kino mit unterschiedlichen Filmangeboten – zu einem durchaus angemessenen Preis. Im Duty Free Shop kann man neben den typischen Souvenirs, Zigaretten und Klamotten günstig Getränke kaufen und so die teuren Barpreise umgehen. Für ein paar mehr dänische Kronen als wir ausgeben würden ist es möglich, eine Stunde in einem der Hot Tubs auf Deck 7 zu buchen, sicherlich eine ganz schöne Sache. Ein Fitnessstudio inkl. kleinem Pool, ein Outdoor-Fußballfeld auf Deck 9 und ein Gaming-Room mit Playstation und Co können ohne Zusatzkosten genutzt werden. 

Essen auf der Norröna

Es gibt drei Restaurants in unterschiedlichen Preisklassen und zwei Bars/Lounges an Bord. Wir können hier nur die Nóatún Caféteria mit Abend- und Frühstücksbuffet sowie Burgern, Pommes und Pizzen beurteilen. Das Abendbuffet ist einfach, aber ausreichend. Mit einer umfangreichen Salatbar finden wir das Preis-/Leistungsverhältnis wirklich okay. Auch das Frühstücksbuffet ist umfangreich und es schmeckt uns. Die Pommes und Pizza kann man ebenfalls gut essen, lediglich die Burger haben uns nicht wirklich überzeugt. Wir sind jedenfalls froh, dass wir nicht vorher diverse Mahlzeiten gebucht haben, auch wenn wir so 1-2 Euro mehr zahlen. Katha ist auf der Hinfahrt dank der doch ziemlich rauen See nämlich seekrank und verzichtet dankend auf die ein oder andere Mahlzeit. Auch unser mitgebrachter Proviant ist mehr als ausreichend, so dass wir nur nach Bedarf im Restaurant essen. 

Eine Seefahrt, die ist… lang

Auf der Hinfahrt verbringen wir die meiste Zeit im Undirhúsið auf Deck 5. Dort kann man nett sitzen, lesen, die Schach- und Mensch-ärger-dich-nicht-Spielbretter auf den Tischen nutzen oder auch ein Nickerchen machen. Zu gewissen Zeiten gibt es eine Happy Hour und auch für ein Unterhaltungsprogramm ist gesorgt. Bingo, Livemusik, Quizabend oder ein Vortrag über Island stehen je nach Reisezeit auf dem Plan. Erst auf der Rückfahrt entdecken wir das Laterna Magica für uns. Diese Bar/Lounge ist relativ neu und befindet sich ganz oben auf Deck 10. Mit ungefähr dreißig Metern über dem Meeresspiegel hat man von hier eine hervorragende Aussicht, die man von einem der vielen Sofas oder anderen gemütlichen Sitzgelegenheiten genießen kann. Mit oder ohne Drink oder Snack von der Bar defintiv zu empfehlen.

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Ein wenig Meckern soll dann aber auch erlaubt sein 😉 Wer die Fahrt über auf eine gute Internetverbindung angewiesen ist, der wird enttäuscht sein. Man kann verschiedenen Stundentarife zu annehmbaren Preisen buchen. Allerdings nur für ein einziges Gerät, was sich auch mit Hotspot nicht umgehen lässt. Fotos uploaden, Filme gucken o.ä. hat bei uns nicht wirklich funktioniert. Schade, aber vielleicht erwarten wir auch zu viel von Internet auf dem offenen Meer.

Noch ein paar Tipps

Man darf nicht vergessen, dass die Fahrt über den Atlantik geht. Also nix mit entspanntem und freundlichem Mittelmeer. Egal zu welcher Reisezeit, alles ist drin. Spiegelglattes Meer und Sonnenschein, so dass man auf Deck in T-Shirt sitzen kann im September oder Zustände wie auf der Titanic im August. Wir haben alles mitbekommen. Katha hat es dann auf der Hinfahrt auch tatsächlich erwischt: seekrank. Juchei! Und das bei einem eigentlich achterbahnerprobten und auch ansonsten standfesten Magen. Wir raten entsprechend zu Prävention: packt euch Reisemedikamente ein, sicher ist sicher. Aus Erfahrung können wir jetzt sagen, bei fünf Meter hohen Wellen macht brechen auf einer kleinen Toilette keinen Spaß!

Wieviel Uhr ist es denn jetzt?!

Des Weiteren ist die Uhrzeit auf der Norröna ein kleines Mysterium. Es gibt die Bord-Zeit, dänische, isländische und färöische Zeit. So stufen wir es zumindest ein. Informiert euch besonders in Bezug auf die Restaurantzeiten lieber vor Ort zweimal. Wir haben das Buffet nämlich schon einmal verpasst. Die normale Zeitverschiebung lässt sich hier irgendwie nicht mit einbinden. Und kurioserweise haben wir auf der Rückfahrt auf unserem Ticket auch noch eine andere Abfahrtzeit, als es dann am Ende tatsächlich ist. Gut, dass wir zwei Stunden vorher am Hafen in Torshavn sind. Die Norröna legt nämlich einfach mal um 19 Uhr ab, obwohl auf unserem Ticket 20 Uhr steht 😀 Klärt also auch hier lieber im Voraus, zu welcher Zeit die Fähre ablegt, in unserem Fall war es zumindest nicht die Zeit am entsprechenden Hafen. 

Unser Fazit

Eine Reise mit der Norröna ist schon ein Erlebnis. Wir sind froh, dass wir es gemacht haben. Und zwar nicht nur, weil wir Knubbi so mitnehmen können. Auch wenn die Überfahrt dauert, so können wir die Zeit doch zum „Runterkommen“ und Vorbereiten nutzen. Allerdings haben wir natürlich auch mehr Zeit als der „normale“ Urlauber. Für uns vergeht die Zeit an Bord schnell und wir fühlen uns irgendwie auch schnell heimisch. Zum einen, weil man immer wieder auf bekannte Gesichter trifft 😉 Zum anderen, weil wir uns auf der Rückfahrt schon wie Profis fühlen, uns auskennen und noch besser vorbereitet sind.

Auch die Möglichkeit, Halt auf den Färöer Inseln zu machen überzeugt uns. So können wir zwei unglaublich schöne Reiseziele miteinander verbinden. Auf der Rückfahrt bekommen wir mit, dass die Norröna in Tórshavn einen längeren Aufenthalt hat. So kann auch der Durchreisende ein paar Stunden von Bord und zumindest die Hauptstadt der Faröer Inseln kurz besichtigen. Zugegeben, eine Reise mit der Norröna ist gerade zur Hauptsaison nicht günstig. Summiert man jedoch die Preise für Flüge, Unterkünfte und einen Mietwagen oder gar Camper vor Ort, ist man schnell bei dem identischen Preis. Und mit ein bisschen Vorbereitung und Verzicht, kann man hier und da auch auf der Fähre etwas sparen. Uns ist es das Erlebnis und die Möglichkeit, Island und die Faröer Inseln im eigenen Van zu bereisen auf jeden Fall wert gewesen.

Unsere Mini-Norröna-Galerie

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