Die Westmännerinseln / Vestmannaeyjar: Ein Juwel Islands

4

Westmännerinseln, was ist das?

Ehrlich gesagt hatten wir die Westmännerinseln gar nicht so recht auf dem Schirm. Aber nach „Drängen“ von zwei guten Freunden ändern wir spontan unsere Reisepläne. Wir entscheiden uns, vor dem Laugavegur noch einen Abstecher auf die Insel zu machen. Und was sollen wir sagen? Gott sei Dank 🙂

Die Vestmannaeyjar, auf deutsch Westmännerinseln, sind eine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs, 10 bis 30 Kilometer südlich der isländischen Küste. Der Name ist auf ein Ereignis zur Zeit der Besiedlung durch die Nordmänner zurückzuführen. Irische Sklaven, Westmänner genannt, flohen hierhin, nachdem sie ihren Herrn umgebracht hatten. Nicht ganz einig ist man sich bis heute, aus wie vielen Inseln die Gruppe denn nun besteht. Zwischen 14 und 18 Inseln ist alles zu finden. Heimaey, die größte der Inseln, ist als einzige durchgehend bewohnt und genau dort fahren wir Ende August hin.

Zwei Wege führen nach Vestmannaeyjar

Heimaey erreicht man entweder mit einem Inlandflug von knapp einer halben Stunden vom Flughafen in Reykjavík oder mit der Fähre. Mit dem Auto braucht man von Reykjavík ca. zwei Stunden zum Hafen in Landeyjahöfn. Wir sind allerdings bereits in der Gegend und schon am frühen Morgen am Fähranleger.  Wir buchen das erste mögliche Ticket für Knubbi und uns und die Rückfahrt am nächsten Tag. Anschließend machen wir noch einen kurzen Ausflug zum berühmten Wasserfall Seljalandfoss. Mehr dazu im noch folgenden Beitrag über die Wasserfälle von Island.

Prinzipiell ist es möglich, ohne Auto auf die Westmännerinseln zu fahren. In diesem Fall kann man sein Auto kostenfrei auf dem Parkplatz am Hafen stehen lassen. Die Tickets kann man online oder telefonisch vorbuchen. In der Hochsaison sicherlich ratsam. Ende August bekommen wir jedoch ohne Probleme einen Platz für zwei Stunden später. Wir zahlen im August 2022 50€ für Hin- und Rückfahrt für unseren Campervan und zwei Personen. Ziemlich günstig finden wir.

Los geht´s

Wir sind brav 30 Minuten vor Abfahrt wieder am Hafen und reihen uns in die Schlange der wartenden Autos ein. Nachdem die Fähre angedockt hat und alle vorherigen Passagiere und Autos das Schiff verlassen haben, werden die Tickets kontrolliert und wir dürfen aufs Schiff. Entgegen der im Internet gefundenen Informationen darf Katha im Auto sitzen bleiben und muss nicht zu Fuß auf die Fähre. Bei bestem Wetter genießen wir an Deck die Aussicht auf Island und die Westmännerinseln  auf der rund 30minütigen Fahrt. 

Beachtet auf jeden Fall, dass es je nach Wetterlage passieren kann, dass eine Fährfahrt abgesagt wird und man dann seine Reisepläne anpassen muss. Wir haben Glück und alles läuft wie geschmiert 😉

Übernachten, aber wo?

Wir haben uns bewusst für eine Übernachtung auf den Westmännerinseln entschieden. Uns erscheint ein Tagestripp zu kurz, um alle Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Wir sollen Recht behalten. Entsprechend empfehlen wir, mindestens eine Übernachtung zu bleiben, wenn nicht sogar länger. Als Stellplatz möchten wir euch den Campingplatz Glamping and Camping ans Herz legen. Einer der schönsten Campingplätze während unserer Islandreise.

Herrlich ist es

Der Campingplatz liegt im Nordwesten der Insel, in Herjólfsdalur. Eingebettet in ein Tal, lassen sich alle Sehenswürdigkeiten von dort gut erreichen. Bis zum berühmten Elefant Rock sind es zur Fuß nur knapp 10 min. Wanderfreunde können direkt vom Platz aus auf den dahinter liegenden Berg steigen. Der Aufenthaltsraum mit einer kleinen Küche ist sehr gemütlich und vor allem warm 😉 Auch Waschmaschine und Trockner sind vorhanden. Es ist ausreichend Platz für Zelte und Camper, auch wenn man, je nach Auslastung, ein wenig nach ebenen Plätzen suchen muss. Wir fühlen uns hier sehr wohl und mit umgerechnet 25€ für zwei Personen und Campervan liegt der Platz im isländischen Durchschnitt. Wer möchte und keinen Campervan hat, kann auch in kleinen Huts übernachten. Diese kleinen runden Fässer-Unterkünfte finden wir besonders süß.

Es geht hoch hinaus – Tour auf den Heimaklettur

Unser erster Stop direkt nach der Ankunft ist ein Fischereihafen. Dort beginnt nämlich der Aufstieg auf den Heimaklettur, den „Hausberg“ der Insel. Es geht sofort abenteuerlich los. Wir müssen Leitern und steile, mit Seilen und Ketten gesicherte Abschnitte, bewältigen. Anschließend geht es auf teils sehr schmalen Pfaden immer weiter bergauf. Insgesamt 250 Höhenmeter auf einer Strecke von gerade einmal einem Kilometer. Puh! Katha schnauft ordentlich und kämpft sich tapfer an besonders engen Passagen vorbei. Festes Schuhwerk und Schwindelfreiheit sollte man hier definitiv mitbringen. Aber es lohnt sich, die Aussicht ist der Hammer. Island in der Ferne, der Vulkan Eldberg und das umliegende Geschehen aus Vogelperspektive.

Unser Highlight allerdings sind die vielen Puffins, die gefühlt an jeder Ecke in Scharen sitzen. Ein Traum. Oben angekommen können wir dann noch mit Schafen schmusen 😀 Wir tragen uns ins Gästebuch ein und beobachten fasziniert, wie Nebelschwaden alles verschwinden lassen und 10 Minuten später die Sicht wieder freigeben. Gut 2,5 Stunden sind wir unterwegs, wovon wir eine Stunde auf dem Gipfel verbringen.

Unsere Mini-Galerie

Schwarz ist das neue Gold: Stafkirkjan 

Anschließend fahren wir zur Stafkirkjan. Wir sind große Fans der auf Island recht häufig zu findenden schwarzen alten Häusern. Diese Kirche ist zwar eine moderne Kopie einer mittelalterlichen Stabkirche, aber toll anzusehen. Spannend auch, dass die Kirche als Geschenk Norwegens im Jahr 2000 nach Island verschifft wurde. Leider ist die Kirche an diesem Tag geschlossen. Auch das wunderschöne Nachbarhaus, das Landlyst Museum hat leider nicht geöffnet. Aber wir haben ja eine Übernachtung und fahren einfach am nächsten Tag nochmal vorbei. Das Museum ist kostenlos und eines der ältesten Gebäude in Vestmannaeyjar. Hier erfahren wir sehr anschaulich etwas über Matthías Markússon und seine Frau Sólveig Pálsdóttir und deren Rolle für die anfängliche medizinische Versorgung Islands. Besonders im Zusammenhang mit Geburten und der Säuglingsversorgung.

Wir wollen mehr Puffins sehen

Bevor wir dann unser Nachtquartier bei Glamping und Camping beziehen wollen wir noch mehr Puffins sehen. Wir haben nämlich mittlerweile eine regelrechte Puffinsucht entwickelt. Also steuern wir den Puffin Lookout Stórhöfði an. Vom Parkplatz aus läuft man ein paar Minuten bis zu einer kleinen Hütte. Dort nutzen wir die kleinen Fenster um ungestört auf die darunter liegende Klippe bzw. abfallende Wiese zu gucken. Die Kamera im Anschlag warten wir und warten wir. Aber leider lassen sich kaum Puffins aus der Nähe beobachten 🙁 Christoph versucht es noch kurz außerhalb der Hütte, aber auch da haben wir wenig Glück. Falscher Ort zur falschen Zeit? Wir wissen es nicht. Und so müssen wir wohl oder übel ohne weitere Puffinbilder den Tag beenden.

Von tieffliegenden Bällen und anderen Dickhäutern

Am nächsten Tag lacht die Sonne wieder und wir beschließen vor dem Check Out noch zur Fuß zum Elephant Rock zu laufen. Über den angrenzenden Golfplatz, bei dem vermutlich jedes Golferherz einen Freudensprung machen würde, geht es am Wasser entlang. Hin und wieder müssen wir die Köpfe einziehen. Nicht jede/r scheint der oder die nächste Tiger Woods zu sein 😀 Aber immerhin werden wir netterweise meistens früh genug gewarnt. Nach knapp 15 Minuten sind wir schon da. Der Elephant Rock ist eine natürliche Felsformation aus Basaltgestein, welche bei einem Vulkanausbruch vom Eldfell gebildet wurde. Und ja, tatsächlich erkennt man den Kopf eines Elefanten mit seinem Rüssel im Wasser. Schon Wahnsinn, was die Natur so alles erschafft. Bei dem tollen Wetter und dem blauen Meer faszinierend und wir können uns kaum loseisen. 

Unsere Mini-Galerie

Geht doch!

Zurück am Campingplatz packen wir zusammen und fahren zu einem Parkplatz an der Küstenstraße auf der Westseite der Insel. Die kann man übrigens auch wunderbar entlang spazieren. Von Herjólfsdalur theoretisch bis zur Südspitze Stórhöfði. Da wir aber noch einiges vorhaben und unsere Fähre am frühen Abend geht, müssen wir leider verzichten. Aber ein Stück laufen wir dann doch und werden endlich fündig. Unzählige Puffins sitzen in den Vorsprüngen der Klippen und flattern übers Meer. Mit Vorsicht krabbeln wir so nah wie möglich ran, immer darauf bedacht, keinen der Vögel zu stören. Leider halten sich nicht alle Touristen dran und wir beobachten, dass Puffins, Möven und Co. extra Runden fliegen müssen. Wusstet ihr, dass die Westmännerinseln besonders bekannt für ihre Papageientaucher – die “Puffins”sind? Hier lebt mit 1,1 Millionen Brutpaaren die größte Puffin-Kolonie Islands. Eine beeindruckende Zahl! 

Unsere Mini-Galerie

Heute mal ein Vulkan ohne Lava

Gut gelaunt machen wir uns eine Stunde später auf den Weg zum Eldfell. Der Eldfell ist ein Vulkan mit einem 200 Meter hohen Schlackenkegel. Ihr versteht nur Bahnhof? Haben wir auch erstmal. Ein Schlackenkegel besteht aus nur locker geschichteter Tephra, die quasi nur durch die Schwerkraft zusammengehalten wird. Tephra ist wiederum der Fachbegriff für die vulkanischen Lockerstoffe, die aus fragmentierter Lava bestehen. Wieder was dazu gelernt 🙂

Wie alles begann

Anfang 1973 bricht der Eldfell ohne Vorwarnung aus. Für die damals 5000 Einwohner eine schlimme Situation und fast hätten alle die Insel verlassen müssen. Zum Einen, weil die Asche viele Häuser zerstörte und zum Anderen, weil der Lavastrom den natürlichen Hafen vom Meer abzutrennen drohte. Da die Inselbewohner ihr Geld hauptsächlich mit Fischerei verdienten, wäre das eine Katastrophe gewesen. Aber es gelang den Menschen mit großen Meerwassermengen die Lava so weit abzukühlen, dass sie zum Stillstand kam. Die Nutzung des Hafens war somit weiter möglich und die teils 40 Meter hohen Lavawälle schützen nun auch noch hervorragend gegen die Winterstürme.

Es geht hoch hinaus

Viele Besucher der Westmännerinseln wandern den 1,7 Kilometer langen Eldfell-Hike bis zum Gipfel. Auch wir haben das vor. Allerdings parken wir, eher durch Zufall, nicht auf dem großen Parkplatz. Wir fahren über eine ziemliche Ruckelpiste von der andern Seite an den Vulkanberg ran. Hier klettern wir einen schwarz-sandigen Pfad hinauf direkt bis auf die Spitze. Der Blick über die Lavalandschaft, den Ort mit dem Hafen und die umliegenden Berge sowie dem Vulkan Helgafell ist grandios. Wir können die Einfahrt eines Kreuzfahrtschiffs beobachten, dass seine Gäste mit einem Schnellboot an Land bringt. Aber auch der Gipfel selbst hat es in sich. Das Gestein leuchtet in einem kräftigen Rostrot und Schwefelgelb. Auf dem Rückweg halten wir uns in Richtung Hauptparkplatz und kehren in einem großen Schlenker zum Knubbi zurück.

Unsere Mini-Galerie

Und zum Schluss noch ein perfektes Triple 

Bevor wir uns auf den Weg zur Fähre machen müssen, fahren wir noch zum Urðaviti Lighthouse. Der steht einsam und verlassen ganz im Osten der Insel. Mit seinen Treppen ein beliebtes Instamotiv. Finden wir übrigens auch 😉 und als i-Tüpfelchen kommen kurz nach uns noch ein paar spannende Besucher an. Na, wer erkennt es? Aber auch so ist der Spot herrlich. Ein toller Ausblick aufs Meer und das Felstor in den Klippen. Wir sind auch hier umgeben von Lavalandschaft. Die hier startende F-Road wird demnach gerne von Quadfahrern genutzt. Ein Blick auf die Uhr macht klar, dass wir zurück zum Hafen müssen und unser Kurztripp auf die Westmännerinseln zu Ende geht. Ein schöner Abschluss für zwei fantastische Tage auf diesem kleinen Juwel. 😍

Unsere Mini-Galerie

Ähnliche Artikel

3 Antworten
  1. Ralph

    Wieder sauspannend, die Schilderung zu den Westmännerinseln. So nah an Island, aber wieder ganz anders! Tolle Fotos darüberhinaus!

Hinterlasse einen Kommentar