Laugavegur, Etappe 1: Landmannalaugar – Hrafntinnusker
Gegen halb zwölf kommen wir in Landmannalaugar an. Das Camp ist riesig und ordentlich trubelig. Während Katha schnell aufs Klo hüpft, studiert Christoph schon die Wanderkarte. Die Gegend um Landmannalaugar bietet neben der ersten Etappe des Laugavegur weitere Tageswanderungen. Entsprechend nutzen auch diverse Tagestouristen die Busse um eine der Rundwanderungen zu machen. Christoph schlägt vor, die – vermeintlich – relativ kurze erste Etappe um eine Wanderung zum Bláhnúkur zu ergänzen. Kurz am Info-Point gegengecheckt: die nette Dame findet die Idee super. Wir verlängern die erste Etappe so um ca. 1,5 Stunden, da beide Routen sich kreuzen.
Gesagt getan, die noch vollen Rucksäcke geschultert und um kurz vor zwölf geht’s dann endlich los. Nach einem kurzen Fußmarsch über die flache Ebene geht es eine gute Stunde den Berg Bláhnúkur hinauf. Mit 10-12 kg auf dem Rücken und bei Nieselregen eine erste echte Herausforderung. Katha ist froh um die Wanderstöcke, die eine riesige Entlastung sind. Das stellt sie vor allem fest, als Christoph die Teile ausprobiert. Nicht so sein Ding und so hat sie sie schnell wieder. Win-win! Endlich haben wir den Gipfel erreicht. Denkste. Der Nebel und Nieselregen haben den weiteren Abschnitt nach oben nur verdeckt. Vielleicht doch nicht die geilste Idee, direkt am Anfang die Strecke zu erweitern.
Also nochmal die Motivation sammeln und weiter geht’s. Nass und ziemlich durchgefroren sind wir dann irgendwann oben. Leider ist die Sicht zunächst eher enttäuschend. Wir können kaum die Hand vor Augen sehen, als wir uns an den Abstieg machen. Immerhin hat es mittlerweile aufgehört zu regnen. Doch wir haben Glück – nach und nach verzieht sich der Nebel und die zuvor nur erahnte Landschaft breitet sich vor uns auf. Es ist unbeschreiblich. Berge, Täler, Eisschichten, Wasserfälle und alles in den faszinierendsten Farben. Blau, grau, grün, schwarz, beige und rot. Am Ende sind wir doch froh, die elf km der ersten Etappe um fünf weitere ergänzt zu haben.
An Geothermal-Quellen vorbei stoßen wir dann wieder auf den eigentlichen Laugavegur. Zwischen Vulkan-Steinen hindurch geht es stetig bergauf und der Weg schlängelt sich durch wunderschöne Landschaft. Es bleibt trocken und trotz des gefühlt immer schwerer werdenden Rucksacks erreichen wir schnell das letztes Schild. Unser Ziel, Hrafntinnusker, soll nur noch 4,5 km weit weg sein. Das gibt Aufschwung und so maschieren wir gut gelaunt weiter. Leider zieht sich dieses letzte Stück wie Kaugummi. Katha ist bis heute der Meinung, dass das Schild uns angelogen hat oder verstellt wurde 😀 Irgendwann haben wir es aber geschafft und erblicken das Camp von Hrafntinnusker. Wir freuen uns auf etwas warmes zu Essen und vor allem den Rucksack abzulegen.
Unten angekommen checken wir ein, ziehen uns warme und trockene Klamotten an. Dann bauen wir unser Zelt in einem der vielen Steinkreise auf, die als Windschutz dienen sollen. Denn hier oben weht ein recht stattlicher Wind und wir sind von schneebedeckten Bergen umgeben. Der Zeltaufbau, den wir wir natürlich im Vorfeld nicht ein einziges mal ausprobiert haben, führt kurzzeitig zu kleineren Diskussionen 😉 Aber nach einiger Zeit steht das Ding, die Luftmatratzen sind aufgeblasen und das Gepäck im Vorzelt verstaut. Katha ist auf alle Fälle ziemlich vom neu erworbenen Zelt und den Matratzen begeistert! Anschließend machen wir uns etwas zu essen, quatschen kurz mit anderen Wandersleuten, die allerdings einen Platz in der Hütte gebucht haben und verschwinden dann früh im Zelt. Und nein, nicht weil es so schön gemütlich oder besonders romantisch ist sondern schlicht aus dem Grund, dass es mittlerweile arschkalt geworden ist und wir nicht wissen was wir sonst machen sollen.
Und so liegen wir bereits gegen 20:00 Uhr im Bett. Wärmer wird es hier irgendwie nicht und Christoph fühlt sich bestätigt: Fürs Zelten ist er einfach zu alt. Während eines Hörspiels schlafen wir irgendwann ein. Aber nur bis ca. 23 Uhr, als Katha aus dem Zelt kriecht. Sie muss aufs Klo. Natürlich. Es ist so kalt und so neblig, dass Christoph mit raus muss und ihr mit seinem Feuerzeug den Weg zurück zum Zelt weist. Gruselig. Zurück im Zelt erwartet uns dann eine erholsame und warme Nacht. Nicht. Hach, sind Zeltwanderungen nicht traumhaft?! 🙂
Schöner Artikel und tolle Bilder!
Danke dafür!
Aber gerne doch. Freut uns sehr, dass er dir gefällt.
Sehr wehmütig habe ich mir alles angeschaut. Im Sommer 2000 bin ich den Laugavegur gegangen. Wir hatten damals eine Besonderheit im Programm: von Þórsmörk sind wir über den Fimmvörðuháls Trail (mit Übernachtung am Fimmvörðuháls) bis nach Skogar gewandert. Ein grandioser Abschluss der Tour.
Liebe Elke. Wow, Respekt. Das war sicher traumhaft. Wir wären die Verlängerung auch sehr gerne gewandert, aber es hat zeitlich leider einfach nicht hingehauen. Wie lange warst du insgesamt unterwegs? Fünf Nächte?
Da muss ich dir recht geben, Elke. Die Erweiterung der Tour Richtung über den Fimmvörðuháls Richtung Skogafoss lohnt sich. Wir hatten zwar entsetzlichen Nebel auf dem Gipfel und es war auch anstrengend. Der Abstieg entlang der Wasserfälle hat aber für alles entlohnt!
lg. Stefan
Puh…da muss man echt den Hut ziehen!!!
Aber eine unvergessliche Zeit mit Sicherheit…! 🙂