Schottland Part II – Die NC 500 von Inverness bis zum nördlichsten Punkt Schottlands

5

OP NC 500? Was ist das?

Die North Coast 500, kurz NC 500, ist eine ca. 830km lange Küstenstraße entlang der Nordküste Schottlands. Sie entstand durch die North Highland Initiative. Hier und da wird sie etwas kontrovers diskutiert, da sich die Bewohner der Gegend über die mangelnde Unterstützung der Regierung beim Straßenausbau und den steigenden Touristenzahlen ärgern. Die meisten Touristen fahren die NC 500 im Uhrzeigersinn von Inverness über Muir of Ort, Applecross, Gairloch, Ullapool, Durness, Thurso, John o´Groats, Wick und Dunrobin Castle zurück nach Muir of Ort und Inverness. Wir folgen dem Tipp von Andy und Nicky und fahren gegen den Uhrzeigersinn. Angeblich werden wir so weniger Verkehr haben. Wir sind gespannt. Wir wollen uns ein eigenes Bild über die Strecke machen und versuchen die Stimmung der Einwohner einzufangen. Selbstverständlich, und das gilt für jedes Land und jede Region, mit dem notwendigen Respekt vor der Natur, der Tierwelt und den Bewohnern. 

Willkommen in den Highlands

Um ein wenig Strecke zu sparen, soll es morgen mit der womöglich kleinsten Fähre Schottlands von Cromarty nach Nigg gehen. Bevor wir uns einen Platz für die Nacht in der Nähe suchen, halten wir noch am Chanonry Point bei Fortrose. Hier soll man mit etwas Glück Delfine sehen können. 1,5 Stunden warten und beobachten wir, aber außer einem einzelnen Seehund haben wir kein Glück. Nach ein wenig Recherche zeigt sich, dass der beste Moment wohl der Zeitpunkt der höchsten Flut ist – wir sind demnach etwas zu früh dran und entschließen uns leicht durchgefroren weiterzufahren.

Unseren Schlafplatz finden wir am South Sutor Viewpoint Car Park. Eine kleine einspurige, teils sehr holprige Straße führt den Berg hoch. Am Ende ein netter kleiner Parkplatz mit toller Sicht auf die Cromarty Firth. Dann der Schreck. Als wir aussteigen, werden wir von tausenden Fliegen umringt. Wir bleiben nur, weil ein weiterer Campervan ebenfalls dort parkt und sich dort keine Fliegen sammeln. Und zack – tatsächlich verschwinden die Plagegeister nach wenigen Minuten wieder. Kurz danach der zweite Schreck. Ein offiziell aussehendes Auto kommt an und hält direkt neben uns. Es steigt ein Mann in Uniform aus. Entgegen unserer Befürchtungen wieder fahren zu müssen, heißt uns der Ranger in den Highlands freundlich willkommen, erklärt uns das richtige Verhalten beim Freistehen und drückt uns einen Flyer dazu in die Hand. Dann wünscht er uns einen schönen Abend und fährt. Easy.

Eine Fährfahrt die ist lustig, eine Fährfahrt die ist schön

Am nächsten Morgen geht’s runter nach Cromarty. Am kleinen Anleger informieren wir uns in einem Café über Ticketkauf, Boarding etc. Wir erfahren, dass es ganz nach dem Prinzip first come first serve abläuft. Auf die Wartespur stellen und auf die Fähre warten. Max. 2 Autos passen darauf und sie fährt alle 30 min von 8 Uhr bis 18 Uhr. Wir entscheiden uns, noch ein bisschen durch den Ort zu laufen und parken erstmal weiter oben. Es ist ganz schön was los. Katha fragt bei einem Local nach und erfährt, dass dieses Wochenende „Tag der offenen Gärten und Hinterhöfe“ ist. Zwar nutzen wir dieses Angebot nicht, genießen den Spaziergang durch das wirklich süße Cromarty aber vielleicht sogar deshalb umso mehr.

Zurück an der Fährstelle müssen wir leider feststellen, dass bereits zwei Autos vor uns stehen. Naja, also noch etwas Zeit für Kaffee und Banana Bread und auf die nächste Runde warten. Pünktlich mit Regenbeginn dürfen wir auffahren. Ganz schön enge Angelegenheit, aber der Bootsmann weist uns sicher ein und 15 min später kommen wir auf der anderen Seite in Nigg an. So haben wir für 22 Pfund 40 Miles gespart. Finanziell betrachtet also eher Unsinn, aber die Fährfahrt ist definitiv ein Erlebnis wert.

Unsere Mini-Galerie

Auf Geistersuche

Für den heutigen Tag haben wir auch noch eine Menge geplant. Erster Stop ist bei den Cairns of Camster. Hier kann man uralte Steingräber in einer kargen Sumpflandschaft besichtigen, in denen verbrannte menschliche Knochenreste und Teile von Skeletten gefunden wurden. Der Weg von der Straße zu den Steinhaufen führt über Holzstege. Die Gräber sind zu unserer Verwunderung sogar offen und so wiederaufgebaut worden, dass man durch einen sehr engen Gang kriechend in die kleine innenliegende Kammer krabbeln kann. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Diverse Beulen vom an die Decke stoßen und einen riesen Regenwurm später, haben wir zwar keine Geister gesehen, beeindruckend ist es trotzdem. 

Unsere Mini-Galerie

Und machmal kommt es anders als man denkt

Als nächstes stehen die Whaligoe Steps auf unserer Liste. Überraschenderweise sind sie nicht ausgeschildert, Christoph bringt uns aber zielsicher dort hin. Wir genießen erstmal die tolle Aussicht und Christoph dreht ein paar Runden mit der Drohne. Währenddessen kommt ein Mann in Arbeitskleidung den Weg entlang. Er wirft uns gefühlt ziemlich böse Blicke zu, sagt aber nichts und geht die Treppe runter. Anscheinend arbeitet er daran, die Stufen Stück für Stück auszubessern. Wir grüßen höflich und bedanken uns dafür, dass er uns vorbei lässt und dafür seine Arbeit unterbricht. Ein komisches Gefühl an diesem mürrischen Gesicht vorbeizugehen. Wir fühlen uns nicht so richtig willkommen.

Unten hat man einen tollen Blick aufs Meer, die Klippen hoch, kann wieder die nistenden Vögel beobachten. Ein ruhiger, fast magischer Ort. Als wir uns wieder an den Aufstieg machen, müssen wir den Mann leider wieder „stören“. Aber wie man sich täuschen kann. Als wir an ihm vorbeigehen, fragt er uns wie uns der Ort gefallen hat. Ein sehr nettes Gespräch entwickelt sich. Wir erfahren, dass er in Whaligoe geboren und aufgewachsen ist. Auf Kathas Nachfrage ob er die Stufen ehrenamtlich saniert, antwortet er, dass er es für kleines Geld macht und schon über ein Jahr daran arbeitet. Mittlerweile sind gerade einmal 1/3 geschafft. Unter anderem das Wetter machen diesen Job zu einer Herausforderung. In unserem Gespräch wird deutlich, wie stolz er auf seine Heimat ist und sich freut, dass es uns hier so gut gefällt.

Unsere Mini-Galerie

Puffin-Liebe

Wir fahren weiter und wollen bis nach ganz oben in die angeblich nördlichste Spitze Schottlands. John o’Groats. Leider ist der Campingplatz vor Ort ausgebucht. Schade denken wir, aber eigentlich unser großes Glück. Denn Christoph hat schon wieder seinen goldenen Daumen genutzt und das Windhaven Cafe, Camping and B&B rausgesucht. Phil, der Besitzer empfängt uns super freundlich. Wir stehen dort auf einer großen Wiese direkt an den Klippen mit einer einzigartigen Aussicht auf den Brough Pier. Die ganze Anlage ist top gepflegt und einfach, aber liebevoll eingerichtet. Für Hunde gibt es auf der anderen Straßenseite einen großen eingezäunten Freilaufbereich. Toll.

Aber am besten ist der Tipp von Phil noch zum RSPB Dunnet Head zu fahren. Dort kann man den Leuchtturm und somit den tatsächlich nördlichsten Punkt Schottlands besichtigen. Phil rät uns jedoch, vor dem eigentlichen Parkplatz links an der Mauer entlang zu laufen. Dort würden momentan Puffins nisten. Gesagt getan. Wir sind die einzigen die nicht straight zum Leuchtturm laufen. Und was sollen wir sagen, es hat sich mehr als gelohnt. Insgesamt 6 Puffinpaare können wir beobachten. Ein Hoch auf Christophs Kamera, so können wir mit dem nötigen Abstand tolle Bilder machen und die Vögel ausgiebig beobachten, ohne sie zu stören. Wir sind wie auch beim ersten Mal schockverliebt. Anschließend spaziert Katha mit Baci noch etwas an den Klippen entlang und Christoph geht zum Leuchtturm. Auf dem Rückweg halten wir noch am Strand unterhalb der Campsite und genießen die tollen Farben des Sonnenuntergangs und können zusätzlich eine Seerobbe beobachten. So endet ein wirklich gelungener Tag.

Unsere Mini-Galerie

Ähnliche Artikel

Hinterlasse einen Kommentar